Regenprinzessin by Stefanie Kullick

Regenprinzessin by Stefanie Kullick

Autor:Stefanie Kullick [Kullick, Stefanie]
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2011-10-31T23:00:00+00:00


Schon fast eine Woche dauerte unsere Qual. Heute schonte Van mich noch weniger als an den Tagen zuvor. Zunächst ließ ich wie gewohnt meine Kräfte auf die Umgebung los. Nach einigen Stunden bestand er darauf, dass ich ihn angriff. Ich wollte es nicht. Es zerriss mein Innerstes ihm Schmerzen zuzufügen und dennoch konnte ich ihn nicht daran hindern, es von mir zu fordern.

Durch die Bäume fuhr ein leichter Wind. Bis auf das Flüstern der Blätter und Vans hektischem Atem war kein Laut zu vernehmen. Es war nicht der kühle Windhauch, der mich frösteln ließ, sondern der Anblick, der sich mir bot. Tränen rannen meine Wangen hinab.

Van stand mit nacktem Oberkörper vor mir und versuchte seine beschleunigte Atmung zu beruhigen. Obwohl ich ihn schon zweimal zu Boden gerissen hatte, wollte er weitermachen. Durch meine bisherige Behandlung hatten sich dunkle Flecken gebildet, die seinen Bauch, seine Brust und seine Arme bedeckten. Jeden Tag zielte ich auf andere Stellen, um die geschundenen Bereiche seines Körpers zu schonen. Ich fragte mich, ob ich bald noch unversehrte Körperteile an ihm finden würde, sollten wir noch weitere Tage mit diesen Übungen verbringen.

Van legte den Kopf zurück und schaute in den Himmel. Ich konnte ihn leise seufzen hören.

„Mach weiter.“, forderte er.

Ich ließ eine Kugel gegen seine Schulter schnellen. Er stöhnte schmerzhaft auf und geriet ins Wanken. Zu gern wäre ich zu ihm gestürzt. Er hatte es mir verboten. Ich durfte mich erst um ihn kümmern, wenn er der Meinung war, dass es reichte. Meine Finger krallten sich in die Rinde des Baumes an dem ich mich festhielt. Zum einen, um nicht sofort zu Van zu laufen, zum anderen, weil ich fürchtete bei den Qualen, die ich litt, zusammenzubrechen. Mir war schon wieder übel. Seit einigen Tagen wurden die seelischen Leiden von immer wiederkehrender Übelkeit begleitet. Kein Wunder, da sich jede Faser meines Körpers dagegen sträubte weiterzumachen.

Undeutlich nahm ich meine an der Rinde zerbrochenen Fingernägel wahr. Es kümmerte mich nicht, dass sie eingerissen waren und an manchen Stellen bluteten. Es war nur gerecht, dass ich ebenfalls körperliche Schmerzen ertrug, wenn ich zuließ, dass der Mensch, den ich am meisten auf dieser Welt brauchte mich zwang ihn so zu quälen.

Mittlerweile hatte Van sich wieder gefangen und festigte seinen Stand. Sein Haar klebte an seinem Kopf und er strich sich eine dicke Strähne aus der Stirn. Schweiß und Wasser rannen seinen Oberkörper herab und bildeten dunkle Tropfen auf seiner Hose.

„Noch einmal.“, sagte er mit fester Stimme.

Dieses Mal zielte ich auf seinen Oberarm. Die Wucht des Aufpralls hätte ihn fast zu Fall gebracht, hätte er sich nicht mit einem Ausfallschritt nach vorn gerettet. Ich stöhnte gequält auf. Van richtete sich schwerfällig wieder auf und drückte den Rücken durch wobei er sein Gesicht verzog.

„Versuch es einmal ins Gesicht. Dann reicht es für heute.“, sagte er mit einer gewissen Anstrengung.

Ich wollte protestieren, aber sein Blick ließ mich verstummen. Unmöglich konnte ich ihn ins Gesicht schlagen. Mir wurde noch schlechter bei dem Gedanken daran. Meine freie Hand begann heftig zu zittern, während meine andere sich noch stärker in den Baum verkrallte.



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